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Transformationsagent | Projektinformationen

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Pro­jekt

Betriebliche Transformationsagent*innen für Klimaneutralität und Ressourcenschutz

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Die sozial-ökologische Transformation in Unternehmen schreitet, bedingt durch die auf UN- und EU-Ebene formulierten Klimaziele dynamisch voran. Gerade in der Kohleregion nördliches Ruhrgebiet und im Rheinischen Braunkohlerevier besteht dringender Handlungsbedarf, denn durch den Kohleausstieg müssen sich diese beiden NRW-Regionen wirtschaftlich neu aufstellen, orientiert an den Zielen von Ressourcenschutz und Klimaneutralität, um so die Zukunftsfähigkeit wiederzuerlangen. Insbesondere in den kleineren Unternehmen fehlt es dabei an grundsätzlichen Basiskenntnissen für den Themenbereich Klimaneutralität und Ressourcenschutz. Gleichermaßen fehlt es an Kenntnissen für die operative Umsetzung und die Priorisierung einzelner Maßnahmen zur Gestaltung der sozial-ökologischen und digitalen Transformation. Anders als größere Unternehmen werden kleine und mittlere Unternehmen ressourcenbedingt zu diesen Themen weder externe Expertise einkaufen noch interne Abteilungen damit betrauen können. Zu erwarten ist, dass die ökologische Ausrichtung im Alltagsgeschäft hinter kurzfristigen Fragen und Entscheidungen zurückstehen muss. Dies ist angesichts der drängenden Problematik in den genannten Regionen fatal und würde die wirtschaftliche Transformation der Unternehmen und die Zukunftsperspektiven der Regionen weit zurückwerfen.

​​Die tiefgreifenden Veränderungen der Regionen haben zudem unmittelbare Auswirkungen auf die Produkte und Geschäftsmodelle der KMU. Zukunftssichere Geschäftsmodelle sind ein zentraler Schlüssel für eine gelingende Transformation. Die Veränderung von Geschäftsmodellen und den zugrunde liegenden Wertschöpfungsketten gelingt nur mit einem kulturellen Wandel in den Unternehmen. Die Unternehmen müssen zukünftig im Sinne einer lernenden Organisation noch stärker die Belegschaften, Betriebsräte, Kund*innen und Partnerunternehmen sowie weitere Stakeholder kollaborativ einbinden. Für diesen Kulturwandel sind Kompetenzträger*innen in den Unternehmen von zentraler Bedeutung. 

Im Projekt soll daher ein umfassendes Konzept zur Einrichtung und Qualifizierung von sogenannten Transformationsagenten*innen in KMU entwickelt, erprobt und umgesetzt werden. Diese Personen rekrutieren sich aus der Mitarbeiterschaft und ihre Aufgabe ist es, in ihrem Unternehmen die Transformation hin zu klimaneutralen und ressourcenschonenden Produktions- und Arbeitsweisen anzustoßen und wirkungsvolle Maßnahmen umzusetzen. Sie sollen dabei – vergleichbar mit betrieblichen Sicherheits-, Datenschutz- und anderen Beauftragten – das Thema klimaneutralen Wirtschaftens in den Unternehmen verankern, verstetigen und gleichzeitig Anlaufstellen wie Impulsgebende sein.

Die Funktion der Transformationsagenten*innen setzt keine hohen Eingangsqualifikationen voraus. Sie müssen nicht per se strategische Aufgaben übernehmen, sondern können auch „nur“ bestehende unternehmerische Klimastrategien in die Fläche tragen. Durch aufeinander aufbauende Qualifikationsstufen sollen Transformationsagenten*innen aber auch in leitenden Funktionen eine klimaneutrale und ressourcenschonende Unternehmensentwicklung voranbringen.

Hierzu wird im Projekt ein praxistaugliches Bildungsangebot entwickelt und umgesetzt. Das Qualifizierungsangebot soll Abschlüsse verschiedener Niveaus ermöglichen, so dass Qualifikationen für unterschiedlich komplexe Einsatzszenarien erworben werden können, die von Unterstützungs- bis zu Leitungsfunktionen reichen können. Das Bildungsprogramm ist bedarfsorientiert, zeit- und ortsflexibel angelegt, um vielen Beschäftigten die Möglichkeit zur Teilnahme zu eröffnen. Teilnehmende können Inhalte und konkrete Schwerpunkte ihrer Qualifizierungsmaßnahme(n) selbstständig und bedarfsgerecht festlegen. Dabei werden auch konkrete Projektideen entwickelt und umgesetzt, die unternehmensspezifische Herausforderungen adressieren.

Die konkreten Inhalte der Qualifizierungsmaßnahmen werden im Projekt in enger Zusammenarbeit der Projektpartner mit weiteren zentralen Akteuren wie Unternehmensverbänden, Gewerkschaften, regionalen Akteuren und Unternehmen erarbeitet. Folgende Themen bzw. Weiterbildungsmodule erscheinen dabei sinnvoll: 

  • Grundlagenwissen Nachhaltigkeitsziele (SDGs, Deutsche Nachhaltigkeitsziele, Landesstrategien – Synergien und Konflikte),
  • Nachhaltigkeitsmanagement, -bewertung, -berichterstattung, 
  • EU-Taxonomie und ESG Kriterien,
  • CO2-Bilanzierungsmethoden und -wissen,
  • Nachhaltiges Beschaffungsmanagement,
  • Transition Management,
  • Ressourcen- und Energiemanagement,
  • Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen,
  • Nachhaltige Produktions- und Arbeitsmethoden,
  • Digitalisierung und Nachhaltigkeit,
  • Kreislaufwirtschaft,
  • CSR als Faktor in Marketing und Recruiting,
  • Management von unternehmensinternen Nachhaltigkeitsprojekten,
  • Soft Skills (Moderation, Kommunikation, Projektmanagement). 

Diese Themen für die Weiterbildungsmodule sind ein erster Vorschlag. Im Rahmen der Entwicklung der Module erfolgt eine breit angelegte Analyse sowie eine Abfrage der Lernbedarfe in den KMU selbst sowie aus Sicht ausgewählter Interessensvertretungen/Gewerkschaften. Darauf aufbauend sollen weitere Module mit entsprechenden Inhalten entwickelt werden, um ein stetig wachsendes Lernangebot über die ersten beiden Projektjahre hinaus anzubieten. Dies ist wichtig, um das Bildungsprogramm den sich verändernden Gegebenheiten anzupassen und neue Herausforderungen adressieren zu können.

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Die Bildungsangebote sind grundsätzlich hybrid angelegt. Dabei wird den zunehmenden Flexibilitätsforderungen von Unternehmen und Beschäftigten Rechnung getragen. Dadurch und durch die oben dargestellte Modularität ist gewährleistet, dass Lerngruppen und auch individuelle Teilnehmende sich ihre spezifischen Lernpfade legen und entlang dieser ihre Kompetenzen erwerben können. 

Neben dem Wissenserwerb in den Lerneinheiten erfolgt eine Lerngruppenmoderation mit dem Ziel der Vertiefung der Inhalte und der Erhebung der Passgenauigkeit der Bildungsangebote. Ziel ist es, im laufenden Kurs flexibel auf die Bedarfe der Teilnehmenden eingehen zu können und Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden zu ermöglichen.

Die Schulung besteht aus Wissenserwerb und betrieblichen Projekten. Diese Praxisprojekte werden in der Kurseinheit entwickelt, in den Unternehmen durchgeführt, durch Coaches begleitet und zum Abschluss der Kurse vorgestellt.

Zeit und Umfang der Schulungen sind damit für die Teilnehmenden flexibel und abhängig von der Modulauswahl und den Rahmenbedingungen der Lerngruppen und der individuellen Teilnehmenden. 

Im Verlauf der Durchführung der Schulungen sollen Ideen und Bedarfe der Teilnehmenden. Diese neuen Themen werden mit den Teilnehmenden zusammen erarbeitet, in konkrete Lernangebote überführt und zusätzlich zu den bereits entwickelten Modulen angeboten (wachsendes Angebot). Die Entwicklung neuer Themen und Inhalte mit den Teilnehmenden ist damit integrativer Bestandteil des agilen Lernprogramms. Hierdurch ist gleichzeitig gesichert, dass das Lernangebot aktuell, den sich verändernden Rahmenbedingungen und den Bedarfen der Praxis angepasst ist und bleibt. 

Mögliche Zielgruppen für die Weiterbildungsangebote 

  • Führungskräfte, die betriebliche Transformationsprozesse initiieren und steuern sollen;
  • Fachkräfte, die Teilprozesse organisieren oder in kleineren Unternehmen als Transformationsagent*innen die Entwicklung moderieren sollen;
  • Auszubildende, die bereits früh an ein ökologisches Mindset und mögliche spätere Leitungsaufgaben im Bereich der ökologischen Entwicklung herangeführt werden sollen;
  • An- und Ungelernte, die die angestrebten Veränderungen und Entwicklungen „auf dem Shopfloor“ umsetzen und unterstützen sollen.

Im Gesamtkonzept geht es nicht nur um die Qualifizierung der Transformationsagenten*innen, sondern auch um die Entwicklung eines Konzeptes, wie diese organisatorisch in den Betrieben eingebunden werden können, um ihre Wirkung zu entfalten. Denn nur, wenn ihre individuelle Rolle im Unternehmen definiert ist und von allen betrieblichen Akteur*innen anerkannt wird, können die Transformationsagent*innen tatsächliche Impulse setzen und Veränderungen voranbringen. Hierzu werden Kompetenz-/Rollenprofile entwickelt: Aufgabenprofile, Zuständigkeiten und Verantwortungsumfänge für unterschiedliche Rollen von Transformationsagent*innen, auch auf verschiedenen hierarchischen Niveaus. 

Angebote der Begleitung und Unterstützung von Transformationsagent*innen werden z.B. durch Coachings und Angebote kollegialen Austausches zwischen Transformationsagent*innen verschiedener Unternehmen realisiert. Die Ergebnisse des Coachings und des Austausches werden stetig in die Weiterentwicklung des Konzeptes eingespeist.

Die Teilnehmer*innen werden auch bei der praktischen Umsetzung ihrer betrieblichen Einzelprojekte im Rahmen von Praxismodulen der Weiterbildung gecoacht.